Bericht von Annekathrin Linge
Im Februar 2024 machen sich Jana Groß, Henryk Bies und ich von der GfF Thüringen sowie Anja Isopp vom Fotoclub Reflexion ‘90 Erfurt auf den Weg von Berlin ins norwegische Tromsø. Nach dreistündigem Flug erreichen wir das verschneite Norwegen. Unser Mietwagen bringt uns für die erste Nacht in ein Randgebiet von Tromsø in eine Ferienwohnung mit tollem Ausblick. Am ersten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Senja, einer Insel, etwa 200 Kilometer entfernt. Henryk, der die Region wie seine Westentasche kennt, ist während der ganzen Woche ein super Fahrer und Reiseleiter. Unterwegs zur Insel machen wir mehrfach Fotostopps: schroffe Berge von Schnee bedeckt, herrliche Lichtstimmungen am Himmel und Eiszapfen zehnmal größer als man selbst. Kurz vor unserem Ziel begrüßt uns der Berg Segla auf der gegenüberliegenden Seite.
Als wir schließlich in unserem Ferienhaus in Mefjordvær ankommen, ist es schon dunkel. Wir teilen die Zimmer auf, lassen den Abend ausklingen und genießen den Blick auf den verschneiten Ort und die Berge.
Am nächsten Tag fahren wir zuerst nach Tungeneset, einem der bekannteren Fotospots auf Senja. Verständlich, bei den tollen Motiven mit den Felsformationen im Vordergrund und im Hintergrund auf der anderen Seite des Fjords die hohen Berge.
Weiter geht es nach Bergsbotn zur Aussichtsplattform, von der aus sich uns ein wunderschönes Panorama bietet.
Unsere Fahrt führt uns anschließend nach Hamn. Spätestens jetzt bekommen wir die volle Willkür des Wetters zu spüren: hier können sich blauer Himmel und Sonnenschein binnen 1-2 Minuten in ungemütlichen Sturm wandeln, um dann kurz darauf wieder abzuschwächen, als wäre nichts gewesen. Letzter Punkt an diesem Tag ist dann Gryllefjord, ein kleiner Fischerort, den wir kurz besichtigen.
Abends brechen wir kurz nach 20 Uhr zu Fuß auf und machen uns mit Kamera, Weitwinkel und Stativ auf den Weg in Richtung Knuten, dem Hausberg von Mefjordvær. Unterwegs versinken wir immer wieder knietief im Neuschnee. Die Chancen stehen, zumindest was Bewölkung und KP-Index betrifft, nicht ganz bei Null, um eventuell Nordlichter zu sehen. Nach etwas Warten und einem zwischenzeitlich sehr ungemütlichen starken Wind, begleitet von Schneekrümel, die ins Gesicht peitschen, zeigen sich leichte, mit dem Auge kaum wahrnehmbare Farbspiele am Himmel. Zum Glück haben wir die Kameras schon längst positioniert, auf die Sterne fokussiert und müssen nun nur noch mit den Einstellungen spielen, um die Lichter möglichst schön aufs Bild zu bekommen. Es sind bei weitem nicht die intensivsten und spektakulärsten Nordlichter, die je fotografiert wurden, aber wir freuen uns dennoch über dieses schöne Naturschauspiel.
Die nächsten beiden Tage zeigen sich wettertechnisch nicht von ihrer schönsten, aber dennoch von einer interessanten Seite. Aufgrund der Straßenverhältnisse (Schneeverwehungen, Glätte) legen wir keine allzu weiten Strecken zurück. Wir besuchen den kleinen Ort Fjordgård und den Strand von Ersfjord, wo sich ebenfalls ein paar wenige Fotografen eingefunden haben.
Beim zweiten Besuch in Tungeneset empfängt uns deutlich raueres Wetter als zwei Tage zuvor: die Wellen brechen teilweise meterhoch an den Felsen vor uns, der Wind pfeift um die Ohren. Wir beobachten einen Schwarm Eiderenten, der sich mutig durch die stürmische See kämpft.
Am Strand von Bøvær ist deutlich ruhigeres Wetter und so entdecken wir im flachen Wasser vor uns eine Robbe, die neugierig ihren Kopf aus dem Wasser streckt. Fast so, als würde sie mit uns spielen wollen, taucht sie immer wieder ab, an anderer Stelle auf und hält Ausschau nach uns.
An den beiden Abenden zeigt sich der Himmel stark bewölkt. Also konzentrieren wir uns ganz auf das gute Essen: fangfrischer Kabeljau, gekauft im Nachbarort Senjahopen.
An unserem letzten kompletten Tag auf Senja herrscht wieder Traumwetter und wir fahren zur kleinen Insel Husøy, schlendern zwischen den Häusern entlang und genießen die Aussicht auf die Berge.
Als wir am frühen Nachmittag wieder in Mefjordvær ankommen, entschließen sich Henryk, Jana und ich nochmal Richtung Knuten zu laufen. Und plötzlich stehen, keine 50 Meter von uns entfernt, 2 freilebende, wilde Elche vor uns. Die Tiere sind mit ihrer stattlichen Größe wirklich beeindruckend und während die Kuh sich etwas zurückzieht, lässt der Bulle uns keinen Augenblick aus den Augen. Besser hätte dieser letzte Tag auf der Insel nicht enden können.
Am Abend zieht es Jana und mich noch einmal ein Stück hinter die Mole in der Hoffnung, doch noch einmal Nordlichter zu sehen. Nach etwas Warten zeigen sich ganz schwach ein paar Farben am Himmel.
Am letzten Tag fahren wir zurück nach Tromsø, wo wir die bekannte Kathedrale besichtigen. Den Abend genießen wir in der Stadt, bevor dann am nächsten Morgen die Hälfte der Gruppe wieder zurück nach Berlin fliegt, mit einem traumhaften Ausblick auf die Stadt beim Start. Somit geht die wirklich sehr schöne Reise zu Ende.
Das nördliche Norwegen ist im Winter definitiv eine Reise wert mit seiner schroffen, wirklich beeindruckenden Natur. Senja selbst ist auch wunderschön und (noch) nicht überlaufen, solange sich viele Fotogruppen auf die Lofoten stürzen.